Spätlese - 12. Mai bis 21. Juli 2019 Drucken

Friedrich-Rittweger-JENA-2D206 - Die Thüringer Sezession

Ein Auszug aus der Chronographie der Thüringer Sezession:

1990 sezessionierten sich verschiedene Thüringer Künstler zur Gruppe D206, indem sie sich ausdrücklich gegen die überlieferten Strukturen der staatlichen Künstlerverbände wandten und an einen neuen, frei zwischen den Mitgliedern zu etablierenden Wertekanon appellierten.
Es war ein Schritt ins Selbstbestimmte, Ungesicherte, abseits gesellschaftlicher Leitplanken. Viele Gründungsmitglieder haben das als Moment des Glücks begriffen. Daher ist es wohl auch symbolisch zu verstehen, dass die Gründungsversammlung des D206 in einem Garten, an einem Tisch unter Obstbäumen stattfand.

Die D206-Gruppe hat ihren Gründungsmythos vom
D-Zug der Deutschen Reichsbahn (DDR) zwischen Warschau und Paris, der genau diesem Ziel dient. Wer diese Geschichte, die darin enthaltenen Aussagen zur Herkunft und die darin formulierte Sehnsucht nicht nur mit dem Verstand erfassen kann, sondern auch mit dem Herzen, der ist gleichsam initiiert. Gerade in der möglichen und üblichen Diversität der ästhetischen und Lebensaufassungen zwischen den Generationen und sozialen Topographien bedarf es eines gewissen Grundkonsensus, den man als Mitglied einer Gruppe teilt.
Die Geschichte vom D-Zug zwischen Warschau und Paris vermittelt diesen Konsens auf bewundernswert einfache wie einprägsame Weise.
Um eine freundschaftliche Allianz zu erhalten, bedarf es der ´richtigen Chemie`. Es kommt auf einen spezifischen Gleichklang an, eine Synchronisierung der einzelnen Impulse. Auf den ersten Blick scheint den Mitgliedern des D206 ein derartiger Gleichschritt aufgrund der unterschiedlichen geistigen Haltung und Temperamenten unwahrscheinlich, sogar kontraproduktiv. Daher liegt der kritische Punkt darin, beim gemeinsamen Handeln eben diesen solitären Charakter einer jeden künstlerischen Schwingungsquelle als Voraussetzung der Gemeinsamkeit gegenseitig anzuerkennen.

Zur Eröffnung der Ausstellung am 12.05.2019 um 15.00 Uhr sind Sie herzlich eingeladen. Mit Ihnen sind selbstverständlich auch Ihre Angehörigen und Freunde willkommen.
Gudrun Bertling-Lützkendorf
Galeristin

 

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